Stärken, Schwächen und Martkwerte

Austin/Morris 1100/1300: Kaufberatung zum Maxi-Mini

Mit dem Mini wurde der BMC-Konstrukteur Alec Issigonis zur Legende. Das Konzept aus quer eingebautem Motor, Frontantrieb und Hydrolastic-Federung war ein Meilenstein der Automobilgeschichte. Mit dem Austin/Morris 1100 übertrug BMC dieses Konzept mit Erfolg in die Mittelklasse. Darauf müssen Sie beim Kauf achten.
 
Austin/Morris 1100/1300 (ADO16): Stärken, Schwächen und Martkwerte © Bodo Wistinghausen
Austin/Morris 1100/1300 (ADO16): Stärken, Schwächen und Martkwerte

Für den Mini-Fan mit Familie kann ein Austin/Morris 1100/1300 aus der ADO16-Baureihe der ideale Klassiker sein. Leider ist vor allem die schlechte Blechqualität ein Grund, warum verhältnismäßig wenig Exemplare dieses technisch so interessanten 60er-Jahre-Klassikers überlebt haben.

AUTO CLASSIC hat dem Maxi-Mini unter die Haube geschaut und seine Stärken und Schwächen zusammengetragen.

Die Karosserie: Vorsicht Rostgefahr!

Es sind kaum Teile bekannt, die beim ADO16 nicht rostgefährdet sind. Manche Bleche sind so empfindlich, dass sie schon auf Sandstrahlen mit Verziehen reagieren. Oft passen danach die Türen nicht mehr exakt.

Bei den wenigen Fahrzeugen mit Schiebedach sind besonders die Schiebedachrahmen sehr rostgefährdet. Hier sind die Abläufe durch die A-Säulen das Problem.

Wichtig: Die einzelnen Marken unterscheiden sich in einigen Details. So haben MG, Wolsley, Riley und Vanden Plas eigene Frontmasken und Motorhauben, die nicht untereinander tauschbar sind. Ebenso bei Chromzierrat und Stoßstangen.

Mit Einführung der Mk.-II-Modelle wurden die hinteren Kotflügel geändert. Erkennbar sind sie an den kürzeren Heckflossen und flacher gestellten Rückleuchten. Auch die Rückleuchten selbst variieren zwischen den unterschiedlichen Varianten.

Vorsicht: Trotz optischer Ähnlichkeiten vom MGB bis zum London-Taxi sind sie nicht identisch!

Mini Motor und Getriebe

Der BMC-A-Motor wurde über Jahrzehnte in einer Vielzahl englischer Autos verbaut und ist bei guter Pflege robust und zuverlässig.

Meist leiden die Maschinen unter Ölundichtigkeiten und sind auch im Betrieb für spürbaren Ölverbrauch bekannt. Wegen der angeflanschten Vierganggetriebe im gleichen Ölkreislauf sollten die Ölwechselintervalle penibel eingehalten werden.

Fahrzeuge mit Automatik waren sehr beliebt und machen heute noch einen großen Anteil am Fahrzeugbestand aus. Eine Schwachstelle sind die Kreuzgelenke der Antriebswellen, die häufig an der Getriebeseite abreißen.

Leider kündigt sich ein Verschleiß vorher selten erkennbar an. Während der Fahrt schlagen die Wellen dann von unten an die Karosserie. Es gab auch Nadellager, die aber etlichen Erfahrungen zufolge nicht besser waren.

Fahrwerk und Bremsen

Die Bremsen sind unkompliziert. Sie sollten aber regelmäßig überprüft werden, da es sich um ein Einkreissystem handelt. Die Handbremsseile gammeln gerne fest. Die Handbremse löst dann nicht mehr. Meist merkt man dies erst, wenn die Trommeln anfangen, verbrannt zu riechen.

Zum Fahrwerk gehört vorne und hinten je ein Hilfsrahmen, der mit Gummis an der Karosserie befestigt ist. Diese gammeln auf die Dauer weg. Rumpeln während der Fahrt kann ein Indiz dafür sein.

Es kann aber schlimmer kommen, denn die Rahmen sind rostanfällig. Komplett durchgerostete Rahmen kommen besonders hinten vor.

Außer der viertürigen Limousine war auch ein Kombi mit umlegbarer Rückbank und viel Laderaum im Programm.

Außer der viertürigen Limousine war auch ein Kombi mit umlegbarer Rückbank und viel Laderaum im Programm.

Innenraum und Elektrik

Die Elektrik ist simpel und hat nur alterstypisch bedingte Mängel.

Die frühen Modelle waren mit Gleichstromlichtmaschinen ausgestattet (plus an Masse), während später Drehstromlichtmaschinen mit Minus an Masse verbaut wurden.

Anfällig sind die elektrischen Benzinpumpen, die im Kofferraum untergebracht sind. Bei Betätigung der Zündung muss ein klackerndes Geräusch zu hören sein, das ein Funktionieren signalisiert.

Für den Innenraum gilt dasselbe wie für die Karosserie. Abhängig von den einzelnen Marken, sind die Armaturenbretter unterschiedlich gestaltet und nicht in jedem Fall untereinander austauschbar. Bei den späten Modellen gab es Kopfstützen, aber auch die frühen Sitze können nachgerüstet werden.

Fazit und Ersatzteile

Von den gut zwei Millionen Exemplaren des ADO16 wurden gut zwei Drittel als Austin oder Morris produziert.

Die größte Chance auf einen Linkslenker besteht hierzulande in Form eines Innocenti aus Italien.

Die Ersatzteilsituation ist, wie bei den meisten Briten, grundsätzlich hervorragend.

Technik- und Verschleißteile gibt es auch in Deutschland bei vielen Händlern zu günstigen Preisen. Im Bereich der Karosserie sieht es mit deutschen Bezugsquellen weniger gut aus.

Ein Kontakt nach England wird unerlässlich sein.

Marktwerte des Austin/Morris 1100/1300

In Deutschland sind große Mini selten. Große Preisunterschiedez wischen den Markenvarianten gibt es nicht, lediglich der Riley Kestrel und der Vanden Plas Princess sind etwa zehn bis 15 Prozent teurer, bieten dafür aber das Flair eines Zwerg-Rolls-Royce!

Modelle: Austin, Morris, MG, Riley, Wolsely, Vanden Plas

Baujahr: 1961–1974

Zustand (in Euro): 1: 8.000–10.000 2: 5.000–6.200 3: 3.200–4.0004: 1.600–2.000 5: 500–600. (Quelle: Eurotax/Interclassicc)

TEXT und FOTO: Bodo Wistinghausen
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