Rennsport-Traum: Porsche 911 Carrera
Der Porsche 911 Carrera 2,7 RS
Ein rennstreckenfähiges Topmodell für die Straße, wie es der Carrera zu 356er-Zeiten war, hielt man seit Einführung des 911ers im Jahre 1964 für unnötig. Erst im Oktober 1972 präsentierte Porsche den Porsche 911 Carrera RS 2.7. Dieser „Über-Porsche" wurde für den Rennsport konzipiert und zunächst lediglich in einer auf 500 Exemplare limitierten Auflage produziert. Das war die für die Homologation als Rennsportwagen nötige Mindeststückzahl.
Der auf 2,7-Liter-Hubraum aufgebohrte und mit einer mechanischen Einspritzanlage bestückte Boxer produzierte 210 PS, also 20 PS mehr als der 911 2,4 E. Das Fahrzeuggewicht konnte durch die Verwendung dünnerer Bleche mit 0,7 statt 1,00 Millimeter Stärke, leichtere Scheiben und eine abgespeckte Innenausstattung auf nur noch 975 Kilogramm Leergewicht reduziert werden. Auch die aus Kunststoff gefertige Motorhaube mit dem markanten Spoiler sparte Gewicht. All dies sorgte für eine stattliche Höchstgeschwindigkeit von ca 240 km/h, viel eindrucksvoller jedoch war das Beschleunigungsvermögen von 0 auf 100 km/h in nur 5,5 Sekunden. Optisch war der Porsche 911 Carrera an dem markanten, als „Entenbürzel" bekannten Spoiler, den Kotflügelverbreiterungen mit den dicken Fuchsfelgen und dem auf den Seitenflanken prangenden Carrera-Schriftzug erkennbar.
Der 911 Carrera RS 2,7 wurde auf dem Pariser Autosalon im Oktober 1972 erstmals vorgestellt. Mit einem Preis von 34.000 DM war er nur knapp 3.000 DM teurer als ein Standard 911 S Coupé. Dieser Kampfpreis war jedoch sicher nicht der Hauptgrund dafür, dass die erste Serie blitzschnell ausverkauft war, so dass das Werk schnell nachlegte. In zehn Monaten wurden dann insgesamt 1.580 Exemplare des ersten modernen Carrera produziert. Die Stückzahl gliedert sich in 1308 RS Touring, 217 RS Sport, sowie 55 Carrera RSR 911 Gruppe 4 Rennwagen mit 2,8 Litern.
Der 911 Carrera 2,7 RS war für Porsche ein Meilenstein, denn er bereitete den Weg für den weiteren Erfolg des Klassikers nicht nur auf den Rennstrecken dieser Welt, sondern auch für eine der erfolgreichsten Baureihen von Porsche überhaupt.
Vom Carrera zum CS
Der 911 Carrera RS 3.0 wurde 1974 eingeführt und basierte auf dem „G-Modell" mit den wuchtigeren Faltenbalg-Stoßstangen, das nach den Werksferien 1973, also mit dem Modelljahr 1974 eingeführt wurde. Der auf 3 Liter vergrößerte Sechszylinder-Boxer leistete 230 PS, die mit nur noch 900 Kilogramm Fahrzeuggewicht leichtes Spiel hatten. Optisch unterschied er sich vom Carrera 2,7 RS durch einen größeren Spoiler und nochmals breitere Reifen. Unter dem – weiterhin sehr dünnen – Blech verbarg sich die Bremsanlage des Porsche 917 Rennwagens. Vom diesem Modell, das fast doppelt so teuer wie der Carrera 2,7 RS war, wurden lediglich exklusive 110 Exemplare an den (Renn)-Fahrer gebracht.
Parallel dazu wurde der Carrera ohne „RS" mit 2,7-Liter-Maschine und weiterhin 210 PS angeboten. Dieser Wagen mit der Komfortausstattung des „alten" 2,7 RS wog 1.075 Kilogramm und wurde in erster Linie für den normalen Straßenverkehr eingesetzt – die Rennfraktion fuhr nun RS 3.0! Das Modell wurde bis zu den Werksferien 1975 als Coupé und erstmals auch Targa angeboten. Insgesamt wurden 2.144 Exemplare gebaut, davon 610 Targas.
Ab dem Modelljahr 1976 erhielt der Carrera den 3-Liter-Boxer, der mit 200 PS etwas weniger Leistung als seine Vorgänger besaß und den Wagen endgültig zum reinen Straßensportwagen verwandelte. Ab nun konnte der Carrera mit Fünfganggetriebe oder der komfortorientierten Sportomatic bestellt werden. Auf den vormals so dominanten Heckspoiler mußten die Käufer des gezähmten Carrera nun verzichten. Der größte Fortschritt dieses Modelljahres war die Tatsache, dass Porsche seit 1976 Teile der Karosserie feuerverzinkte und damit erstmals eine Garantie gegen Durchrostung von sechs Jahren anbieten konnte. Damals war das für die ganze Autoindustrie eine kleine Sensation und ab diesem Zeitpunkt wurden Porsche-Fahrzeuge echte Langzeit-Sportwagen. Vom 3-Liter-Carrera wurden bis 1977 3.651 Stück gebaut, davon 1.505 Targa. Der Carrera wurde im Modelljahr vom 911 SC abgelöst, der über die breite Carrera-Karosse und einen 3-Liter-Einspritzer mit nur noch 180 PS verfügte. Wohl zur Beruhigung mancher Enthusiasten wurde die Bezeichung „SC" von Porsche als Abkürzung für „Super Carrera" interpretiert.
Die Ehrenbezeichung Carrera prangte ab 1978 für kurze Zeit auf einer Version des Porsche 924 und wurde erst im Jahr 1984 wieder für die 911er-Baureihe verwendet: Mit 3,2 Litern Hubraum und 255 PS Leistung eröffnete Porsche damit ein neues Kapitel in der damals bereits 20-jährigen Erfolgsgeschichte des Zuffenhausener Jahrhundert-Sportwagens.
Porsche und das 24-Stunden-Rennen von Le Mans
Übrigens fuhr Porsche 2014 zum ersten Mal seit 16 Jahren wieder beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans mit.
Das legendäre Langstreckenrennen wurde in den Jahren zuvor vom Rivalen Audi und seinem Sport Team Joest dominiert, welches im Audi R 18 e-tron quattro den Gesamtsieg einfuhr. Als kleinen Begrüßungs-Gruß statteten die Ingolstädter Porsche an dessen Stammsitz in Stuttgart-Zuffenhausen im Vorfeld einen Besuch ab:
Diese Aktion wurde von Porsche mit einem Social-Media-Wettrennen gekontert, bei der das Unternehmen Twitter-Nutzer in ein Wettrennen mit dem chinesischen Gegenstück Weibo schickte. Ziel dabei: Möglichst viele Posts absetzen, um sich die Pole zu sichern.
Während diese Aktion für Porsche ein voller Erfolg war, überzeugten die Autos weniger: Im Verlauf des Rennens hatten die Modelle mit technischen Defekten zu kämpfen und das Team schied vorzeitig aus. Audi hingegen sicherte sich den Doppelsieg.