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Oldtimerrevier Ruhrgebiet: Ein lohnendes Ausflugs-Ziel

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Der geschlossene Ring aus Fachwerkhäusern um die Kirche, teilweise mit der im Bergischen Land üblichen Schieferverkleidung, steht auf ursprünglich kirchlichem Besitz. Als Grundsteuer wurden damals nicht Geld, Haustiere oder Getreide verlangt, sondern Bienenwachs, das zur Kerzenherstellung für die Beleuchtung der Kirche diente. Daher nennt man die Häuser am Kirchplatz auch „Wachszinshäuser“. Pfiffig war früher der Krämer des historischen Ladens. Er hatte vor seinem Fenster Holzläden installiert, die sich nach unten öffnen ließen.

In der Mitte der Holzläden befand sich an der Außenseite ein kleines Metallplättchen mit einem Loch. In dieses Loch steckte der Krämer die Spitze einer Holzstütze, die die Holzläden waagerecht hielt, und baute darauf seine Ware zum Verkauf auf. Bis zur Herstellung großflächiger Fensterscheiben wurde die Ware in Hattingen so stets auf einem Holzladen vor dem Haus verkauft.

Durch seine besondere Form erhielt das „Bügeleisenhaus“, in dem heute das Heimatmuseum untergebracht ist, seinen eigentümlichen Namen. Die Außenansicht des aus dem 16. Jahrhundert stammenden Gebäudes ist sehenswert: hölzerne Volutenknaggen und Balkenknöpfe mit Masken­schnitzereien zieren das Fachwerk. Das 1999 fachgerecht restaurierte Nachbargebäude zeigt im Inneren Zeugnisse gehobenen Ausstattungs­standards früherer Zeiten. Unweit vom Bügeleisenhaus steht das Rathaus. Dieses Schmuckstück diente 1420 als Markthalle; damals wurde hier Fleisch verkauft.

Das kleinste erhaltene Hattinger Fachwerkhaus ist das Zollhaus am Grabenweg. Es steht auf den Resten eines ehemaligen Wehrturmes, der durch seinen Durchmesser die Größe des Hauses vorgab. Wie der Name schon sagt, wurden hier früher die Zollgebühren der einreisenden Kaufleute kassiert. Unter der eigentümlichen Pflasterung vor dem Zollhaus befindet sich ein Gewölbekeller, der vom gegenüberliegenden Hof aus zugänglich war und der Wehrturmmannschaft in der Dienstfreien Zeit als Aufenthaltsraum und Zugang zum Turm diente.

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TEXT und FOTOS: Sabine Neumann
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