90 Jahre BMW-Geschichte: Das Museum als Gesamtkunstwerk
Das neue BMW Museum präsentiert die BMW-Geschichte puristisch und spannend
Wer in München auf dem Mittleren Ring fährt, kann das markante BMW-Ensemble aus dem „Vierzylinder“-Hochhaus, der flachen „Museumsschüssel” und dem Neubau der „BMW Welt“ (hier können aktuelle BMW-Fahrzeuge besichtigt und vom Käufer abgeholt werden) daneben gar nicht übersehen.
Dass der Museumsbau nach der Erweiterung nun mit 5.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche fünfmal größer ist als vorher, merkt man erst beim Betreten des Gebäudes: Die zusätzliche Fläche wurde durch den Umbau eines an die „Museumsschüssel” anschließenden Flachbaus gewonnen.
Das neue Museum versteht sich nicht in erster Linie als Oldtimerschau. Wer hier eine größtmögliche Menge an BMW-Klassikern zum Betrachten erwartet, wird vermutlich etwas enttäuscht sein: Der architektonisch sehr ambitionierte Bau möchte mehr sein, oder wie BMW es formuliert: „Die neue Ausstellungskonzeption setzt den Schwerpunkt nicht auf die Historie als abgeschlossene Chronologie, sondern entwickelt Themen in Form von Entwicklungslinien, die in der Vergangenheit beginnen, in die Gegenwart führen und Prognosen erlauben.
Medien und Inszenierungen zeigen diese Entwicklungslinien auf und machen sie sinnlich erlebbar.“ Kurz gesagt: Die Architektur ist mindestens so wichtig wie die Exponate, die von BMW Dixi bis zu den aktuellen Baureihen, vom Vorkriegs-Flugmotor bis zu neuen umweltfreundlichen Antriebskonzepten reichen, und für alle Exponate gibt es eine kleine Multimediapräsentation, die auf Wunsch weitere Erklärungen zum gerade bestaunten Ausstellungsobjekt liefert.
Sieben Häuser – sieben Themen
Man durchwandert das Museum auf einem spiralfömigen Laufband, das über alle Etagen reicht und die Anmutung einer Straße hat. Von dieser „Straße“ gelangt man in die sieben „Themenhäuser“, die jeweils aus mehreren Räumen bestehen. Den Themen Design, Technik, Baureihen, Unternehmensgeschichte, Motorsport, Motorradgeschichte und Marke sind jeweils eigene Häuser gewidmet.
Die Häuser wiederum bestehen aus mehreren Räumen auf unterschiedlichen Ebenen, die verschiedene Aspekte eines Themas beleuchten. So ist beispielsweise das „Haus der Technik“ aufgeteilt in die Räume „Motoren“, „Leichtbau“ und „Aerodynamik“.
Jedes Haus besitzt eine eigene Identität, die durch ein eigenes gestalterisches Erscheinungsbild zusätzlich hervorgehoben wird. Im ersten Moment erscheint vielen Besuchern diese Konzept wohl ungewöhnlich, wer sich aber darauf einlässt, stellt fest, dass das Konzept funktioniert: Man sieht die Exponate im Kontext der Zeit und der Unternehmensgeschichte, und da man nach eigenem Belieben Häuser auslassen oder sie in anderer Reihenfolge besichtigen kann, erlebt jeder Besucher so seine eigene „Zeitreise“ durch 90 Jahre BMW.
Für Automobilfans am interessantesten sind „Das Haus der Technik“, „Das Haus der Gestaltung“, „Das Haus des Motorsports“ und besonders „Das Haus der Baureihe“. Hier präsentiert BMW die Entwicklung seiner Baureihen vom ersten 5er-BMW Anfang der 70er-Jahre bis zu den Luxusmobilen der 7er-Baureihe.
Ein eigener Ausstellungsbereich widmet sich den M-Sportwagen vom legendären M1 Coupé bis zur bärenstarken aktuellen M5-Limousine.
Insgesamt warten 125 Exponate aus über 90 Jahren BMW-Geschichte auf die Besucher. Dazu gehören nicht nur Fahrzeuge, sondern auch Flugmotoren, mit denen die BMW-Geschichte Anfang des letzten Jahrhunderts begann, ebenso wie die Motorräder von der ersten R63 aus den 20er-Jahren bis zur fast aktuellen R1100S.
Bei den Cabrios reicht die Palette vom 3/15 Wartburg der frühen 30er-Jahre über die legendären BMW 328, 507 bis hin zum Supersportwagen Z8.
Zusätzlich zu der Dauerausstellung in den sieben Häusern sind im alten Museumsbau, der „Schüssel“, regelmäßig Wechselausstellungen zu sehen.
Sonderausstellung „Art Cars”
Ein „Muss“ für jeden BMW- und Rennsportfan ist die am 6. Oktober 2010 eröffnete Wechselausstellung der BMW „Art Cars“. 1975 entstand das erste „Art Car“ auf Initiative des französischen Rennfahrers Hervé Poulain, ein von Alexander Calder gestalteter BMW 3.0 Csi.
Viele der von berühmten Künstlern wie Andy Warhol, A. R. Penk, Roy Lichtenstein, Frank Stella entworfenen Kunststücke waren auch auf der Rennstrecke aktiv und erfolgreich. So startete das erste Art Car, der 3.0 Csi von Alexander Calder, 1975 beim 24-Stunden-Rennen von LeMans.
Unter dem Motto „Welcome home Art Cars“ ist im Museum bis zum 30. Juni 2011 die weltweit größte Kollektion dieser „rollenden Kunstwerke“ zu sehen, die sonst über diverse Sammlungen in der ganzen Welt verstreut sind. Eine einmalige Gelegenheit, diese extravaganten Kunstwerke zusammen zu sehen!