Reparaturfehler ausbessern

Innengewinde selbst reparieren

Wenn man einen Motor zerlegt oder den Zylinderkopf abnimmt, kann ein Stehbolzen beim Ausdrehen abbrechen oder das Gewinde eines Stehbolzens im Motorblock ausreißen. AUTO CLASSIC zeigt, wie man den Motorblock rettet.

 
Ist der Zylinderkopf herunter, müssen die Stehbolzen ausgedreht werden, wenn der Motorblock weiter bearbeitet werden soll © Von Kay MacKenneth
Ist der Zylinderkopf herunter, müssen die Stehbolzen ausgedreht werden, wenn der Motorblock weiter bearbeitet werden soll

Bei der Motorüberholung läuft alles wie am Schnürchen, bis ein Stehbolzen festsitzt und sich auch mit sanfter Gewalt nicht entfernen lässt. Schlimmer noch – er bricht ab oder ist bei der Demontage ausgerissen und das Gewinde entsprechend zerstört. Jetzt ist guter Rat teuer, aber es gibt Lösungsmöglichkeiten, die auch in der Hobbywerkstatt anwendbar sind.

Festsitzender Stehbolzen

Wenn ein Stehbolzen in seiner Gewindeführung festsitzt, ist der Grund dafür meist der starke Rost, der sich über die Jahre gebildet hat. Diese Rostbildung entsteht unter anderem auch als Kontaktkorrosion bei unterschiedlichen Materialien, wie zum Beispiel einem Stahlbolzen in einem Aluminiumblock. Ein anderer Grund dafür, dass ein Stehbolzen festgerostet ist, kann darin liegen, dass er aufgrund einer leicht defekten Kopfdichtung mit Kühlwasser in Berührung kam. Die anfängliche Freigängigkeit des Gewindes ist damit nicht mehr gegeben und der Stehbolzen sitzt wie festgebacken.

Diesen Stehbolzen bekommt man mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr locker. Wenn der Stehbolzen ohnehin beim Zusammenbau durch einen neuen Bolzen ersetzt werden soll, sollte der erste Griff einer stabilen Rohr- oder Gripzange gelten, die man so fest wie möglich am Bolzenschaft anklemmt und dann damit versucht, den Bolzen so zu lösen. Bitte verzichten Sie auf diese Methode, wenn der Bolzen weiter genutzt werden soll!

Um den Stehbolzen unbeschädigt auszudrehen, hilft meistens der „Zwei-Muttern-Trick“: Zwei Muttern werden auf das Stehbolzengewinde aufgeschraubt. Zuvor sollte jedoch bereits über einige Tage hinweg Kriechöl auf den Bolzen und an den Gewindegang im Motorblock gesprüht worden sein.

Das Kriechöl löst zumindest schon einmal die feste Verbindung zwischen Bolzen und Motorblock etwas an. Eine der aufgedrehten Muttern dient als Kontermutter und wird mit der unteren Mutter fest verkontert.

Wir beginnen nun, die untere Mutter gegen den Uhrzeigersinn (bei herkömmlichen Gewinden) zu drehen. Die untere Mutter verkantet sich mit der oberen Mutter und bietet somit genügend Halt und Kraft, um den Bolzen zu lösen.

Sollte sich der Stehbolzen dennoch weiterhin hartnäckig zeigen, kann mit heißer Flamme nachgeholfen werden. Noch ein paar leichte Schläge mit dem Hammer, und der störrische Stehbolzen löst sich aus dem Gewinde heraus.

Leicht abgebrochener Stehbolzen

Wenn man Glück im Pech hat, ist der Stehbolzen so abgebrochen, dass noch etwas Material vom Bolzenschaft über die Zylinderkopfauflagefläche hinaussteht. Dann ist es meist möglich, den Bolzenrest, nach mehrfachen Benetzen mit Kriechöl, mit einer Gripzange zu umgreifen und vorsichtig herauszudrehen.

Anstelle der Gripzange bieten manche Werkzeughersteller einen Bolzenausdreher an. Eine Greifkapsel mit kleinen Greifbacken wird über den Rest des abgebrochenen Bolzens gesetzt. Die Größe der entsprechenden Tülle hängt vom Durchmesser des Bolzens ab.

Über die Kapsel wird ein Ratschenschlüssel gesetzt. Durch das Drehen der Ratsche, werden die Backen gespannt und umgreifen den Bolzen fest. Jetzt kommt der Bolzen in den meisten Fällen in Bewegung und kann ausgedreht werden.

Tief abgebrochener Stehbolzen

Ungünstiger ist die Ausgangslage, wenn der Bolzen knapp über dem Gewindegang abgebrochen ist. Hier helfen nur noch drastische Mittel. Eine Möglichkeit ist das Aufschweißen einer Mutter auf den Bolzen.

Diese Mutter sollte eine Nummer größer sein als das ursprüngliche Gewinde, damit die Mutter den Bolzen beim Schweißen gut umgreifen kann. Wenn die Mutter gut mit dem Bolzen verschweißt ist, können Sie mit einem Gabel- oder Ringschlüssel ansetzen und haben gute Chancen, dass der Bolzen so ausgedreht werden kann.

Noch schwieriger ist es, wenn der Stehbolzen so tief abgebrochen ist, dass man gar nicht mehr an ihn herankommt. Da bleibt nur noch das Ausbohren oder der Einsatz eines Linksausdrehers oder Bolzenausdrehers übrig. Zuerst wird die Bruchstelle abgeschliffen, damit anschließend mittels eines Körners die Mitte des abgebrochenen Stehbolzens markiert werden kann.

Der Körner wird mittig eingetrieben. Diese markierte Vertiefung dient dazu, den Bohrer an der richtigen Stelle anzusetzen und zu zentrieren. (Tipp: Achten Sie beim Kauf des Bolzenausdreher-Sets darauf, manche Sets sind bereits mit Zentrierhilfen für den Bohrer ausgestattet.)

Zuerst wird mit einem kleinen Bohrer vorgebohrt. Danach wird mit einem größeren Bohrer nachgesetzt und gerade so tief gebohrt, dass der Bohrer noch gut arbeiten kann. Achtung: Zu tiefes Einbohren kann dazu führen, dass der Bohrer abbricht.

Um dies zu vermeiden, wird immer wieder beim Bohren Öl dazugegeben. Dies kühlt und verhindert, dass sich der Bohrer festfrisst. Ist das Loch nun gebohrt, treibt man mit ein paar Hammerschlägen ein Torx-Schraubenbit in das gebohrte Loch.

Der Torx-Einsatz sollte ein bisschen größer sein als die Bohrung. Nun lässt sich mit einem Ratschenschlüssel der abgebrochene Stehbolzen aus der Fassung drehen.

Stehbolzen-Ausdrehsets wie das hier gezeigte Set von „welt-der-werkzeuge“ haben entsprechende Bolzen im Set, die mit der Spitze in die vorgebohrte Führung gesetzt werden. Sie verkanten sich in der Bohrung und greifen den abgebrochenen Bolzen.

Im Idealfall lässt sich somit der Bolzen gut lösen und ausdrehen. Alternativ kann in das vorgebohrte Loch auch ein Linksausdreher eingesetzt werden.

Da bei diesem Ausdreher das Gewinde gegenläufig zu einem gängigen Gewinde ist, greift der Linksausdreher den Bolzen in der Bohrung und lässt sich gut lösen.

Im schlimmsten Fall muss der gesamte Stehbolzen ausgebohrt werden. Der Bohrer sollte so gewählt werden, dass er dem Kerngewinde-Durchmesser entspricht. Damit können die Gewindegänge eventuell noch gerettet werden.

Der Bolzen wird zentriert mit einem Körner angeschlagen. Auch hier wird zuerst mit einem kleinen Bohrer vorgebohrt. Erst dann kann mit dem größeren Bohrer der Bolzen ausgebohrt werden.

Ausgerissener Stehbolzen

Wenn das Innengewinde des Stehbolzens oder einer Flanschbefestigung ausgerissen ist oder das Gewinde beim Ausbohren beschädigt wurde, bedeutet dies immer noch nicht das Ende des Bauteils. Das ist der Zeitpunkt, bei dem Gewinde-Reparatur-Set Helicoil zum Einsatz kommt.

In einem guten Gewinde-Reparatur-Set sind alle notwendigen Teile enthalten, die Sie brauchen, um ein Gewinde für eine stabile Schraubverbindung zu reparieren.

Mit einem entsprechenden Spiralbohrer wird das alte Gewinde ausgebohrt. Für jede Gewindegröße gibt es einen eigenen Spiralbohrer. Zum Bohren sollte etwas Öl verwendet werden.

Gebohrt wird am besten mit einem kräftigen Akkubohrer bei einer niedrigen Umdrehungszahl. Ist das Loch gebohrt, kommt der Gewindeschneider zum Einsatz. Auch hier ist es sehr wichtig, viel Öl oder Schneideöl zu verwenden. Zum einen, um die Hitzeentwicklung zu und die Schneidereibung zu reduzieren, zum anderen um die anfallenden Metallspäne aus dem Gewinde zu fördern.

Ist das Gewinde geschnitten, wird mit einem Eindreher der Gewindeeinsatz in das vorgeschnittene Gewinde eingedreht. Der neue Gewindeeinsatz bietet nun der Schraube oder dem Stehbolzen neuen Halt.

Ende gut – Motor gut

Der Eindrehzapfen an dem Gewindeeinsatz kann noch mit einem leichten Hammerschlag auf den Zapfenbrecher entfernt werden. Wie man sieht, kann man auch einen Motorblock oder andere Teile mit eigentlich defekten Innengewinden problemlos weiterverwenden, wenn man das richtige Werkzeug und etwas Know-how einsetzt.

Wichtig ist vor allem beim Reparieren von Gewinden, dass man sehr sorgfältig arbeitet und vor allem die Arbeitsanweisungen etwa beim Helicoil-Gewindeset exakt befolgt.

TEXT und FOTOS: Kay MacKenneth
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