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Ventile einstellen, Motorschäden vermeiden

Die Ventileinstellung ist maßgeblich verantwortlich für guten Motorlauf und saubere Verbrennung. Damit das so bleibt, muss das Ventilspiel regelmäßig überprüft und eingestellt werden, um optimale Motorleistung zu behalten und mögliche Schäden zu verhindern. AUTO CLASSIC zeigt, wie es geht.

 
So stellen Sie Ventile ein und vermeiden Motorschäden. © Kay MacKenneth, Jörn Müller-Neuhaus
So stellen Sie Ventile ein und vermeiden Motorschäden.

Ventile im Viertakter werden in Abhängigkeit von der Position des Kolbens im Zylinder geöffnet oder geschlossen, die nötige Steuerung erfolgt immer durch die Nockenwelle. Bei Motoren mit der Nockenwelle im Block und hängenden Ventilen (ohv = overhead valve) sowie bei vielen Motoren mit oben liegender Nockenwelle (ohc = overhead cam) werden die Ventile über Kipphebel betätigt.

Bei ohv-Motoren betätigt die Nockenwelle Stößelstangen, die über Kipphebel die Ventile öffnen und schließen. Bei Motoren mit einer oben liegenden Nockenwelle werden die Kipphebel meist direkt von der Nockenwelle gesteuert, Motoren mit zwei oben liegenden Nockenwellen steuern die Ventile fast immer direkt über Tassenstößel an.

Ein Spezialfall sind die meisten Vorkriegsmotoren, die seitlich im Block stehende Ventile besitzen (sv = side valve). Sie werden entweder direkt oder über kurze Stößel von der unterhalb der Ventile platzierten Nockenwelle betätigt. Kipphebelgesteuerte Ventile können in der heimischen Werkstatt ohne große Vorkenntnisse und meist ohne Spezialwerkzeug über Einstellschrauben selber justiert werden, weil die Nockenwelle nicht ausgebaut werden muss.

Auch bei vielen sv-Motoren lassen sich die Ventile justieren, vorausgesetzt, die Ventilsteuerung erfolgt über einstellbare Stößel. Schwieriger wird es bei Motoren, bei denen die Ventile direkt von der Nockenwelle über Tassenstößel gesteuert werden. Hier wird das Ventilspiel durch unterschiedlich starke Plättchen (shims) justiert, die im Tassenstößel über dem Ventil eingelegt werden müssen.

Für diese Arbeit muss die Nockenwelle ausgebaut werden, was große Sorgfalt und oft Spezialwerkzeug erfordert, damit später die Steuerzeiten der Ventile wieder stimmen.

Warum Ventile eingestellt werden müssen

Der Ventiltrieb muss sowohl in kaltem Zustand als auch in heißem Zustand zuverlässig funktionieren. Würde man die Ventilbetätigung ohne Toleranzen konstruieren, wären die Steuerzeiten bei heißem und kaltem Motor unterschiedlich, weil sich Metall ausdehnt, wenn es warm wird.

Deshalb muss bei kaltem Motor ein gewisses Spiel zwischen Kipphebel und Ventilschaft sein, damit sich die Ventile bei heißem Motor nicht früher öffnen. Ist das Ventilspiel zu groß, klappert es unter dem Ventildeckel wie eine Nähmaschine. Darüber hinaus kann es zu Leistungsverlusten und erhöhtem Verbrauch führen, weil die Ventile dann kürzer öffnen und dadurch weniger Kraftstoff-Luft-Gemisch in den Zylinder eintritt und die Abgase nicht vollständig entweichen können.

Auch die Kompression sinkt ab, und die Ventile werden sehr heiß, was zu Materialschäden an Ventil und Ventilsitz führen kann. Auch zu geringes Ventilspiel ist schädlich. Es rattert zwar nicht mehr, dafür können die Ventile auch leicht geöffnet bleiben, wenn sie den Brennraum gasdicht abschließen sollten.

Die Betriebswärme – am Auslassventil können bis zu 800 Grad Celsius herrschen – kann dann nicht mehr über die Ventilteller und die Ventilsitze an den Zylinderkopf abgeführt werden: Die Ventile werden zu heiß, Ventilsitze und Ventilteller können verbrennen und zu weiteren Motorschäden führen. Überprüfen Sie das Ventilspiel regelmäßig, als Faustregel alle 5.000 Kilometer oder einmal im Jahr, dann fühlt der Motor sich wohl und liefert optimale Leistung!

So funktioniert die Ventilsteuerung

Bevor Sie das Werkzeug in die Hand nehmen, möchten wir kurz darstellen, wie die Ventile geöffnet und geschlossen werden. Das Prinzip ist einfach: Jede Nocke der Nockenwelle bewegt ein Ventil, entweder direkt oder über Stößelstangen und Kipphebel. Die Stößelstange erzeugt an einem Arm des Kipphebels eine Aufund Abwärtsbewegung, die am anderen Arm auf das Ventil übertragen wird.

Bei direkter Betätigung wird das Ventil direkt von einem Stößelbecher bewegt, der wiederum direkt auf den Ventilschaft einwirkt. In beiden Fällen wird das Ventil durch die Bewegung geöffnet und von der Ventilfeder selbsttätig geschlossen, wenn der Druck auf das Ventil wieder nachlässt.

Zwischen dem Kipphebelarm auf Ventilseite und dem Ventil selbst muss das korrekte Ventilspiel eingestellt sein, meist sind das zwischen 0,3 und 0,5 Millimeter, gemessen bei kaltem bis maximal handwarmem Motor. Achten Sie darauf, dass manche Motoren ein unterschiedliches Ventilspiel für das Einlass- und Auslassventil haben.

Die tatsächlichen Werte für Ihr Fahrzeug entnehmen Sie dem Handbuch. Bedenken Sie auch, dass das vorgeschriebene Ventilspiel je nach eingebauter Nockenwelle größer oder kleiner sein kann – dies ist wichtig bei getunten Motoren.

So wird das Ventilspiel eingestellt

Bei Ventilen, die mit Kipphebeln betätigt werden, ist am Kipphebel auf der Nockenwellenseite eine Schraube, die mit einer Mutter gekontert ist. Das Ventilspiel zwischen Stößelstange und Auflagefläche des Kipphebels wird durch Hineindrehen der Schraube verringert und durch Herausdrehen vergrößert. Das Ventilspiel wird mit einer Fühlerlehre zwischen Kipphebel- Auflagefläche und Stößelstange gemessen.

TEXT und FOTOS: Kay MacKenneth, Jörn Müller-Neuhaus
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